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3.1
Dialog über die Redner
Dialogus de oratoribus
3.1.1 Inhalt
Die Botschaft des Dialogs ist es, zu zeigen, daß die Redekultur tief gesunken ist. Im Dialog wird
versucht, die Ursache dieses Verfalls zu finden. Den Dialog kann man in drei Teile
einteilen: Im ersten Teil diskutiert der "Modernist" Aper mit dem Anwalt und
Dichter Maternus über den Wert der Redekunst im Vergleich mit dem der Dichtung. Im
zweiten Teil verteidigt Aper die Leistungen der modernen Rhetorik gegen den konservativen
Redner Messala, einen Anhänger der alten Rhetorik. Zuletzt diskutieren Messala und
Maternus das eigentliche Thema, Messala führt den Verfall der "Beredsamkeit"
auf das Versagen der Schule zurück, Maternus auf die politischen Verhältnisse (Zitat 2: "..die Monarchie ist kein
Nährboden für große Redner.").
3.1.2 Ergänzendes
Tacitus hat seinen Dialog
zwischen 102 und 105 n. Chr. geschrieben und es ist nicht unwahrscheinlich, daß er sich
damit von seiner aktiven Tätigkeit als Redner zurückgezogen hat. Er stand damals bei
seinen Mitbürgern vor allem wegen seiner Redekunst in hohem Ansehen. Einige Autoren
hielten ihn sogar für den bedeutendsten Redner seiner Zeit. Dies beweist seine Tätigkeit
im Prozeß gegen Marius Priscus und seine Leichenrede für den verstorbenen Konsul
Verginius Rufus. Das Gespräch muß entweder im Jahr 75 oder 78 stattgefunden haben. Der
Stil des Buches weicht stark von dem der anderen geschichtlichen Schriften ab. Er erinnert
mehr an Cicero, denn Tacitus läßt die
Redner im Dialog "ciceronische" zusammenhängende Reden halten.
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